Assistent beim Rheinderby

  • 20230528_01
  • 20230528_02

Unser GBC Schiedsrichter Robert Wessel durfte das rheinische Bundesliga Derby als Assistent an der Linie mit leiten. Er hat einen tollen Bericht über dieses Highlight verfasst in der er seine Eindrücke rund um das Spiel schildert.

In meinem nunmehr 4. Jahr, in dem ich als Schiedsrichter-Assistent in der Bundesliga aktiv sein darf, habe ich zahlreiche tolle Spiele verbunden mit (meist) schönen Erinnerungen erleben dürfen. In dieser Saison erlebte ich dann neben vielen tollen anderen Ansetzungen eine Premiere: Ich durfte an der Seite von Felix Zwayer gemeinsam mit seinem Assistenten, der ihn auch bei internationalen Spielen immer begleitet, Marco Achmüller, beim Rheinderby zwischen Leverkusen und Köln „winken“.

Einige Tage vor dem Spiel erhielten wir wie immer die Voransetzung, nach deren Erhalt wir in die Reiseplanung einsteigen können. Da Leverkusen in unmittelbarer Nähe zu Köln liegt, übernachten die Schiedsrichter für die Leverkusener Spiele dort in einem Hotel in unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofes. Das Spiel selbst war ursprünglich für Sonntag angesetzt, wurde dann aber auf Bitten der Leverkusener hin auf Freitag verlegt, damit mehr Vorbereitungszeit für Bayers Europapokalspiel gegen AS Rom verbleiben sollte. In der Regel reisen wir als Schiedsrichter und Assistenten am Vortag eines Spiels an, um so evtl. bösen Überraschungen, wie Verspätungen und Verzögerungen bei der Anreise zu entgehen – vor Corona war dies in der 1. und 2. Bundesliga auch Pflicht, nur der 4. Offizielle, der meist einen nicht ganz so weiten Anreiseweg hat, konnte auch da schon am Spieltag anreisen.

So machten sich Felix und ich am Donnerstagnachmittag auf Richtung Köln per Zug. Die Fahrt verging durch kurzweilige Gespräche über interessante Szenen der letzten Spieltage aber auch private Themen wie im Flug. Pünktlich kamen wir in Köln an, wo wir uns noch mit Marco zum Essen trafen.

Zum Frühstück am nächsten Tag trafen wir uns wieder und starteten dann gut gestärkt in den Tag. Das Hotel wird in der Regel auch durch die Videoassistenten und ihre jeweiligen AVAs (Assistenten der Videoassistenten) genutzt, so dass dort besonders an Samstag- und Sonntagmorgenden ein reger Schiedsrichter-Betrieb herrscht und auch oft an größeren Tischen gemeinsam gefrühstückt wird. Dadurch, dass unser Spiel am Freitag stattfand, war es noch recht leer, was andere Schiedsrichter betraf, aber einer der Coaches, der die Videoassistenten an dem Tag im Einsatz beurteilen sollte, war bereits vor Ort.

Für den weiteren Tagesablauf gab es keinen ganz festen Plan, ein gemeinsames Mittagessen wurde noch eingeplant, ansonsten ist es jedem Schiedsrichter selbst überlassen, wie er sich noch auf das Spiel am Abend vorbereitet, sei es durch eine kleine Runde Sport („anschwitzen“), einen Spaziergang durch die Stadt o.ä. Ich persönlich gehe meist noch mal in die Stadt, weil man doch auch recht viele Orte sieht, die man ohne die Schiedsrichter-Tätigkeit vielleicht nie kennenlernen würde.

Zur Abfahrt zum Stadion wurden wir dann gegen ca. 18:00 Uhr abgeholt, so dass wir pünktlich 2 Stunden vor Anpfiff im Stadion sein konnten.

Dort vor Ort geht es zunächst auf den Platz, um die Beschaffenheit zu prüfen, die Tornetze zu kontrollieren und einen ersten Soundcheck bezüglich des Headset-Systems vorzunehmen. Auf dem Platz auch noch mal eine detaillierte Absprache vorgenommen. Wieder in der Kabine trifft man dann meist auf den Beobachter/Coach des Spiels. Dies ist ein nicht mehr aktiver Schiedsrichter, der die Entscheidungen des Schiedsrichter-Teams während des Spiels begutachtet und auch das Auftreten, die Persönlichkeit usw. in Augenschein nimmt. Darüber schreibt er auch im Nachgang einen Bericht, der mit dem Schiedsrichter im Laufe der Folgewoche in einem Telefonat nochmals ausgewertet wird.

Während des Austauschs vor dem Spiel mit dem Beobachter, haben der Schiedsrichter und seine Assistenten noch die Möglichkeit eine physiotherapeutische Behandlung in Anspruch zu nehmen um optimal auf das Spiel vorbereitet zu werden.

Eine gute halbe Stunde vor Spielbeginn geht es dann für ca. 15-20 Minuten zum Aufwärmen auf den Platz. Auf ein oftmals gemeinsames Programm folgt dann noch mal für jeden die Möglichkeit, sich individuell zu erwärmen. Im Rahmen dieses Aufwärmprogramms wird dann auch die Funkverbindung in das Video Assist Center (VAC) geprüft und der Bildschirm für einen evtl. Videobeweis gecheckt. Schon hier merkte man an diesem Freitag die unglaubliche Stimmung, die einem bei diesem Rheinderby erwarten würde.

Nach einer letzten kurzen Vorbereitung in der Kabine geht es dann zur Ausrüstungskontrolle und dann endlich für das Spiel auf den Platz. Beim Auflaufen saugt man dann auch die ganze Stimmung auf – es ist ein wirklich unbeschreibliches Gefühl, besonders wenn – wie bei diesem Derby geschehen – das Stadion incl. des Gästeblocks – restlos ausverkauft ist.

Das Spiel lief für uns als Schiedsrichter-Team sehr gut. Wir waren am Ende kein Thema, es war kein Eingriff durch den Videoassistenten nötig und bis auf eine Rudelbildung kurz vor Schluss war es trotz eines emotionalen Derbys sehr fair. Einzelne schwierigere Szenen bezüglich Fouls, persönlicher Strafen oder auch Abseitsszenen konnten wir problemlos teils gemeinsam lösen. Köln gewann am Ende durch einen Doppelpack von Selke mit 2:1, Adli erzielte für Leverkusen den zwischenzeitlichen Ausgleich. Für eine kurze Spielunterbrechung sorgten die Zuschauer aus dem Kölner Block kurz nach dem Wiederanpfiff, als sie als Zeichen der Ablehnung der Spielverlegung zahlreiche Tennisbälle auf das Spielfeld warfen. Nachdem diese alle entfernt wurden, konnte das Spiel aber fortgesetzt werden.

Nach dem Spiel wurde dann für die perfekte Regeneration noch sieben Minuten die Eistonne genossen, bevor es zur Physiotherapie ging.

Auch der Coach war nach Spielende sehr zufrieden, so dass wir entspannt zurück nach Köln in unser Hotel fahren konnten, von dort aus es am nächsten Morgen für Felix und mich zurück nach Berlin ging.

Alles in allem war es ein sehr gelungener Ausflug mit toller Stimmung im Stadion und einer weiteren tollen Erinnerung an mein erstes Rheinderby.

Von Robert Wessel

Kategorien