Ein Wochenende im „Kölner Keller“

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Unser GBC Schiedsrichter Robert Wessel berichtet von seiner Ansetzung im berühmten Kölner Keller:

Am Nikolaus-Wochenende war es wieder soweit: Alle paar Spieltage steht für mich als Schiedsrichter-Assistent kein Einsatz auf dem Spielfeld auf dem Plan, sondern es erfolgt eine Ansetzung für das Video-Assist-Center (VAC) in Köln.

Da die Anreise von Berlin nach Köln etwas weiter ist und man während der Spieleinsätze vor den Bildschirmen, aus sportlicher Sicht, nicht ganz so gefordert ist wie bei einem Spieleinsatz auf dem Platz, erhält man bei Einsätzen im VAC oftmals einen Doppeleinsatz pro Wochenende. In meinem Fall war ich am Samstagabend beim Spiel Münster gegen Magdeburg und am Sonntag bei Regensburg gegen Köln im VAC angesetzt. Im Gegensatz zu den Spielen, bei denen man als Schiedsrichter oder als Assistent auf dem Platz steht, ist bei Einsätzen im „Kölner Keller“ – so  die umgangssprachliche Bezeichnung für das VAC – keine Anreise am Vortag zwingend erforderlich. So konnte ich mich entspannt am Samstagmorgen auf den Weg nach Köln machen. Mit genügend Puffer hatte ich vor dem Spiel noch die Gelegenheit Sport zu machen – an diesen Wochenenden dann auch wirklich sinnvoll, da die Bewegung bei den Spielen selbst dann ja fehlt.

Nach einem kurzen gemeinsamen Abendessen mit meinem Schiedsrichter für das Abendspiel, machten wir uns auf den Weg, sodass wir eine gute Stunde vor Spielbeginn im VAC eintrafen. Dieses befindet sich übrigens tatsächlich im ersten Untergeschoss desselben Gebäudes, in dem auch RTL seinen Sitz hat (also tatsächlich im Keller ;-)). Nach Ankunft im VAC erfolgte ein kompletter Sound- und Technik-Check und die Absprache mit dem Schiedsrichter mit dem man für das eingeteilte Spiel ein Video-Team bildet. Für die Spiele sind neben einem zuständigen Video-Assistenten (VA), dies war in dem Falle Daniel Siebert, der zufälligerweise auch aus Berlin kommt, ein AVA (Assistant Video Assistant), das war ich, sowie zwei technische Operatoren vor den Bildschirmen.

Robert Wessel im Kölner Keller

Letztere sorgen dafür, dass uns immer schnellstens die besten, benötigten Bilder zur Verfügung stehen. Bei der hohen Anzahl an Kameras eine anspruchsvolle Aufgabe, die die Kolleginnen und Kollegen aber immer prima bewältigen.

Während des Spiels checken der VA und ich alle relevanten Spielszenen (lt. Protokoll gelbe Karten - diese aber nur wegen evtl. Spielerverwechslungen), rote Karten, Strafstöße und natürlich alle erzielten Tore in Bezug auf evtl. Regelübertretungen (Ball im Aus? Abseits im Vorfeld? Foulspiel?). Wenn wir eine entsprechende Übertretung feststellen (die besagte und oft diskutierte „klare Fehlentscheidung“) weisen wir den Schiedsrichter darauf hin und bitten ihn in den meisten Fällen , sich die Szene am Bildschirm anzusehen – der Wortlaut ist dann um für Eindeutigkeit zu sorgen: „Deutz 1 hier (Deutz 1 ist die Rolle des VA), ich empfehle dir einen On-Field-Review.“). Nur in den Fällen, wo die Entscheidung nicht interpretiert werden kann, also z. B. bei nicht erkannten Abseitsstellungen, kann die Entscheidung faktisch, also ohne Betrachten des Schiedsrichters der Bilder vor Ort, getroffen werden. In beiden Fällen zeigt der Schiedsrichter auf dem Feld dann das berühmte Video-Symbol in die Luft und trifft seine Entscheidung.

Zahlreiche Entscheidungen checken wir auch im Hintergrund und davon bekommt der Stadion- und TV-Zuschauer auch nichts mit („Silent checks“), nämlich dann, wenn wir die SR-Entscheidung vertreten bzw. unterstützen können.

In unserem ersten Spiel an diesem Wochenende mussten wir gar nicht eingreifen, da SR Max Burda – ebenso aus Berlin und damit schon der Dritte im Bunde bei dieser Spielansetzung – eine tadellose Leistung zeigte.

Nach dem Spiel hatten wir noch eine intensive Auswertung mit einem Piloten der Lufthansa durchgeführt, der uns einige spannende Kommunikations-Tipps gab, die später auch in einem Coaching-Bericht verschriftlicht werden.

Nach einer guten Nacht erholsamen Schlafs stand meist am nächsten Morgen noch eine Sporteinheit an und nach dem anschließenden Frühstück, ging es schon zum nächsten Spiel. In diesem feierte Konrad Oldhafer sein 2.-Liga-Debüt als Schiedsrichter, bei dem er eine sehr gute Leistung zeigte. Lediglich in einer Szene mussten wir „eingreifen“, weil ein Handspiel im Strafraum, das auch schwer zu erkennen war, vorlag. Der Video-Schiedsrichter dieses Spiels, Guido Winkmann, bat den Schiedsrichter dann zum Bildschirm und dieser verhängte den fälligen Strafstoß.

Nachdem auch dieses Spiel gut über die Bühne gebracht wurde, erfolgte ebenso eine kurze Auswertung mit dem anwesenden Coach, bevor es dann wieder Richtung Berlin, nach Hause ging.

Auf dem Rückweg im Zug erfolgte dann auch noch eine kurze selbständige Analyse des Spiels, denn schon kurz nach Spielschluss stehen uns die kompletten Video- und Audiodateien mit allen Videoperspektiven und allen Audio-Inputs (also sowohl der Kommunikation auf dem Feld als auch unserer aus dem Video-„Keller“) zur Verfügung, damit die Leistung beim nächsten Einsatz dann vielleicht noch ein bisschen besser wird ;-). 

PS: Wenn Fragen zum Thema Schiedsrichterei oder besonders auch dem Video-Assistenten bestehen, könnt ihr mich gerne jederzeit ansprechen.

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