Philipp Vierock – Eine Schiedsrichterlegende geht

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Normalerweise steigt die Stimmung in einem Stadion nicht, wenn der Name des Schiedsrichters genannt wird. Eher im Gegenteil: In nicht wenigen Situationen reagiert das Publikum auf die Referees mit einem mitunter gellenden Pfeifkonzert oder Buh-Rufen.

Ganz anders an diesem Pfingstsonntag im Jahre 2024, dem 19. Mai, gegen ca. 15:00 Uhr.

Nach Abpfiff des Regionalliga-Spiels zwischen dem 1.FC Lokomotive Leipzig und dem FSV Zwickau läuft Philipp Vierock anlässlich seines letzten Spiels in dieser Spielklasse noch einmal zur Haupttribüne und winkt seinen 30 gemeinsam mit dem Schiedsrichter-Gespann mit dem Zug angereisten „Fans“ zu – Familie, Schiedsrichter- und andere Freunde begleiteten ihn auf seinem allerletzten Ritt in der Regionalliga Nordost nach insgesamt 120 Partien in der vierthöchsten deutschen Spielklasse.

Nachdem Philipps Fans auch noch ein Transparent entrollen und ihn mit Sprechchören feiern, erwähnt auch der Stadionsprecher Philipps tolle Vita und dass es sein letztes Spiel ist. Daraufhin erhebt sich die gesamte Haupttribüne und tausende Leipzig-Fans klatschen sportlich und respektvoll für Philipp.

Daraufhin hat nicht nur Philipp Tränen in den Augen, auch mich hat dies sehr berührt. Ich hatte die Ehre bei Philipps letztem Spiel dabei zu sein und ihn als Assistent neben Lasse Koslowski an der Seite zu unterstützen.

Das Spiel selbst bot alles, was das Fußballer-Herz begehrt: ein berechtigter Strafstoß, ein Feldverweis nach einer Notbremse, einige, spannende Zweikämpfe in einem umkämpften Spiel. Philipp hat mit gewohnter Ruhe aber auch dieses letzte Spiel prima über die Bühne gebracht, so dass wir hinterher kein Thema waren.

So konnten wir den Tag und Abend genussvoll ausklingen lassen. Die Zugfahrt zurück nach Berlin mit allen 30 Mann (und Frauen) geriet schon feuchtfröhlich, den perfekten Ausklang gab es dann in einer Alt-Berliner Traditionskneipe, in der bis in den frühen Morgen gefeiert und geklönt wurde. Philipp erhielt nach einer tollen Rede von Lasse noch einen Bilderrahmen mit weit über 1000 Fotos aus seiner gesamten Karriere nebst einem Trikot als Andenken und einer Foto-Diashow, die den Abend über auf einer Leinwand lief.

Ich persönlich kann nur sagen, dass es mir eine Ehre war, Philipp in seiner Karriere zu begleiten. Die gesamte Regionalliga verliert einen Top-Schiedsrichter, über den man mit Verlaub sagen darf, dass er Legenden-Status erlangt hat.

Umso schöner, dass Philipp als Beobachter für jüngere Schiedsrichter im überregionalen Bereich erhalten bleibt.

geschrieben von Robert Wessel

 

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